Betriebliches Mobilitätsmanagement und Fahrradförderung beim Kreis Steinfurt

Was ist betriebliches Mobilitätsmanagement und Fahrradförderung beim Kreis Steinfurt?

Aufbauend auf verschiedenen Konzepten und Beschlüssen hat die Verwaltung in den vergangenen Jahren ein betriebliches Mobilitätsmanagement (BMM) eingeführt und zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um insbesondere das Fahrradfahren unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu fördern. Der Radverkehr hat im Kreis Steinfurt traditionell einen hohen Stellenwert: 27 Prozent der täglich von den Bürgerinnen und Bürgern zurückgelegten Wege werden mit dem Fahrrad zurückgelegt (Modal Split 2022). Fast jeder Haushalt besitzt mindestens ein Fahrrad, das sowohl für alltägliche Wege als auch für Freizeitaktivitäten intensiv genutzt wird. 

Zu den wichtigsten BMM-Maßnahmen des Kreises mit Bezug zur Fahrradmobilität gehören:

  • Aufwertung der Fahrradinfrastruktur: Im Jahr 2014 wurde im Untergeschoss des Südflügels ein Fahrradkeller mit chipgesichertem Eingang in Betrieb genommen, der moderne und hochwertige Fahrradabstellplätze und Serviceangebote, wie Umkleideräume, Spinde und Duschen bietet. Ein Fahrrad-Nothilfebereich ermöglicht kleinere Reparaturen vor Ort. Weitere Radabstellanlagen, die sich auch an Besucherinnen und Besucher der Kreisverwaltung richten, befinden sich an den zentralen Eingängen der Gebäude. Zudem stehen im Fahrradkeller und an den weiteren Dienststellen in Rheine und Tecklenburg mehrere Pedelecs für den Dienstgebrauch zur Verfügung.
  • Teilnahme an Kampagnen und Organisation von Aktionstagen: Die Verwaltung nimmt regelmäßig an Fahrradkampagnen teil und organisiert Aktionstage, um die Vorteile des Fahrradfahrens zu betonen und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Umstieg auf das Fahrrad zu motivieren. Dazu zählen zum Beispiel die jährlichen Teilnahmen an den Kampagnen „Stadtradeln“ und „Europäische Mobilitätswoche“.
  • Betriebliches Gesundheitsmanagement: Maßnahmen des Mobilitätsmanagements haben auch die Gesundheit der Beschäftigten im Blick. Im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements honoriert der Kreis verschiedene Maßnahmen der Gesundheitsförderung (Impuls-Programm) und setzt dabei Anreize für die Nutzung des Fahrrades im beruflichen Kontext. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mit dem Fahrrad zur Arbeit kommen, sammeln Bonuspunkte, die in Zeitgutschriften umgewandelt werden können. Die Aktion stößt seit vielen Jahren auf guten Zuspruch. 

Welche Ziele werden mit dem Vorhaben verfolgt?

Der Kreis Steinfurt verfolgt das Ziel, bis 2040 klimaneutral zu werden. Seit Jahren liegt ein besonderer Fokus der Kreisentwicklung deshalb auf der Förderung einer klimafreundlichen und nachhaltigen Mobilität. Bereits im Jahr 2015 haben Kreisverwaltung und Kreistag den „Masterplan klimafreundliche Mobilität“ aufgelegt, der einen strategischen Handlungsrahmen für die nächsten zehn bis 15 Jahre aufzeigt. Im Jahr 2020 wurde vom Kreistag ein Radverkehrskonzept beschlossen, das ein kreisweites Radwegenetz für den schnellen Alltagsradverkehr definiert. Zusätzlich hat der Kreistag ein 50-Punkte-Handlungsprogramm Klimaschutz verabschiedet. Das Programm beinhaltet Maßnahmen, die der Kreis in seinem eigenen Verantwortungs- und Einflussbereich umsetzen will. Ein wichtiger Baustein befasst sich mit Mobilität der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, um die verkehrsbedingten CO²-Emissionen im Berufs-, Dienst- und Ausbildungsverkehr zu reduzieren.

Wie erfolgte die konkrete Umsetzung?

Die Ursprünge des BMM beim Kreis Steinfurt reichen bis in das Jahr 2012 zurück. Damals hatte der Kreis im Zuge seiner Mitgliedschaft in der Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise in Nordrhein-Westfalen (AGFS) erstmals systematisch die Verkehrsmittelnutzung und die Mobilitätsbedürfnisse der Beschäftigten mittels umfassender Mobilitätsbefragung erhoben. Darauf aufbauend wurden unterschiedliche Maßnahmen ergriffen, um die eigene Fahrradfreundlichkeit sukzessive zu stärken.

Darüber hinaus ergreift die Kreisverwaltung im Rahmen eines ganzheitlichen BMM weitere Maßnahmen, wie die Umstellung des Fuhrparks auf E-Autos und die Bereitstellung der erforderlichen Ladeinfrastruktur auf dem Verwaltungsgelände. Die Kreisverwaltung fördert zudem den Zusammenschluss von Fahrgemeinschaften für Pendlerinnen und Pendler: Fahrgemeinschaften mit mindestens drei Personen in einem Pkw erhalten eine Freischaltung für privilegierte Stellplätze in der Nähe des Kreishauses. Passend dazu hat der Kreis im Zuge seiner Mitgliedschaft in der AG Fahrgemeinschaften NRW eine Online-Plattform zur Vermittlung von Mitfahrgelegenheiten eingerichtet.

Die Kreisverwaltung arbeitet kontinuierlich daran, ihr BMM weiterzuentwickeln und nimmt dahingehend auch externe Beratungsleistungen in Anspruch. Im Rahmen zweier Impulsberatungen wurden mit externer Unterstützung neue Ideen und Vorschläge kreiert. Die fachlichen Beratungen wurden vom Zukunftsnetz Mobilität NRW sowie vom Mobilitätsberatungsunternehmen B.A.U.M. Consult GmbH in den Jahren 2021 und 2022 vorgenommen.

Darauf aufbauend hat die Verwaltung im Jahr 2023 erneut eine interne Mobilitätsbefragung inklusive Modal Split-Erhebung durchgeführt. In der Befragung wurde untersucht, mit welchen Verkehrsmitteln die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Arbeit kommen, warum sie diese wählen und was getan werden kann, um die Nutzung umweltfreundlicher Verkehrsmittel noch attraktiver zu machen. Die jüngste Befragung stieß mit fast 900 Rückmeldungen auf sehr großes Interesse.

Als nächstes Projekt wird der Kreis eine überdachte Radabstellanlage mit Ladeinfrastruktur für elektrisch betriebene Fahrräder auf seinem Verwaltungsgelände errichten (Stand: Juni 2024). Auslöser hierfür ist die hohe Auslastung des bestehenden Fahrradkellers, der praktisch zu allen Tages- und Jahreszeiten vollständig belegt ist. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter äußerten in der jüngsten Mobilitätsbefragung deshalb den Wunsch nach zusätzlichen Abstellmöglichkeiten, insbesondere für hochwertige Pedelecs und E-Bikes.

Die neue Radabstellanlage ist in erster Linie für die Beschäftigten vorgesehen, wird in einem Teilbereich aber auch den Besucherinnen und Besuchern des Kreishauses zugänglich sein. Durch die Integration von Grünelementen soll das Kleinklima verbessert und ein Beitrag zur klimaresilienteren Gestaltung öffentlicher Plätze auf dem Kreishausgelände geleistet werden.

Insgesamt plant der Kreis, sein fahrradzentriertes BMM auch in den kommenden Jahren mit konkreten Maßnahmen weiter auszubauen (Stand: Juni 2024). Erste Vorschläge aus der jüngsten Mobilitätsbefragung wurden bereits umgesetzt, wie die Anschaffung von Falträdern und E-Scootern für den Dienstgebrauch.

Das betriebliche Mobilitätsmanagement des Kreises Steinfurt ist im Laufe der Jahre sukzessive gewachsen und berührt zahlreiche Mobilitätsthemen, die unterschiedliche Verwaltungsbereiche und Ämter betreffen. Diese Interdisziplinarität erforderte zeitweise eine intensive Abstimmung zwischen den Beteiligten. Um eine effiziente Koordination zu gewährleisten, hat der Kreis deshalb einen Arbeitskreis Mobilitätsmanagement installiert, in dem alle betroffenen Ämter der Verwaltung vertreten sind.

Passend dazu hat der Kreis Steinfurt in den Jahren 2020 und 2022 die Stellen eines Mobilitätsmanagers und Radverkehrsbeauftragten eingerichtet, die sich um die vielfältigen mobilitätsbezogenen Aufgaben innerhalb und außerhalb der Kreisverwaltung sowie um die Weiterentwicklung des betrieblichen Mobilitätsmanagements kümmern.

2012:

Befragung zur Mobilität der Bediensteten der Kreisverwaltung Steinfurt

2014:

Inbetriebnahme des Fahrradkellers im Untergeschoss des Südflügels

2017:

Zertifizierung Kreisverwaltung Steinfurt „Fahrradfreundlicher Arbeitgeber“

ab 2017:

Sukzessive Umstellung des Fuhrparks auf E-Autos

2021:

Impulsberatung Zukunftsnetz Mobilität NRW zum betrieblichen Mobilitätsmanagement Kreis Steinfurt

2021:

50-Punkte-Handlungsprogramm Klimaschutz für den Kreis Steinfurt

2022:

Re-Zertifizierung Kreisverwaltung Steinfurt „Fahrradfreundlicher Arbeitgeber“ (Stufe Gold)

2022:

Impulsberatung B.A.U.M. Consult GmbH zum betrieblichen Mobilitätsmanagement Kreis Steinfurt

2023:

Neuauflage Befragung zur Mobilität der Bediensteten der Kreisverwaltung Steinfurt

2024:

Beschluss zum Bau der Radabstellanlage Nord auf dem Gelände der Kreisverwaltung

Kreis Steinfurt, 2024.